Wo Menschen in sozialen Ökosystemen aufeinander treffen, finden wir mindestens ebenso viele Meinungen und Sichtweisen. Um dem eigenen Blickwinkel Ausdruck zu verleihen, wird schon mal intensiv argumentiert. Bald schon beginnt der Konflikt unser Tun und Handeln zu bestimmen. Es gibt kein Zurück mehr – und nun?
Wie kann man Konflikte erkennen?
Betrachten wir unsere unterschiedlichen sozialen Ökosysteme – egal ob virtuell oder real – so stellen wir sehr schnell fest, dass, wo mehrere Menschen zusammenkommen, von Natur aus ebenso viele Meinungen und Sichtweisen aufeinander treffen. Um dem eigenen Blickwinkel Ausdruck zu verleihen wird auch schon mal die Stimme erhoben und lautstark argumentiert.
Unterschiede gehören zu uns und machen uns als Menschen ja auch aus. Heißt das, wir leben in einer Welt voller Konflikte?
Die gute Nachricht – eine abweichende Sichtweise auf einen Sachverhalt oder eine differenzierende Meinung zu einem bestimmten Thema machen noch keinen Konflikt.
Friedrich Glasl definiert einen Konflikt zwischen zwei Aktoren dahingehend, dass zumindest bei einem dieser Beteiligten eine Unvereinbarkeit im Denken, Fühlen, Wollen oder Handeln durch den anderen Beteiligten ausgelöst wird.
Betrachten wir hierzu folgendes Beispiel: Zwei Bürokollegen diskutieren des Öfteren über die passende Temperierung des Büros und den Einfluss des gekippten Fensters darauf. Die beiden haben offensichtlich eine Differenz im persönlichen Temperaturempfinden. Beginnt jedoch ein Kollege zu denken, dass das Fenster nur geöffnet wird damit er sich unwohl fühlt, dann beginnt genau hier ein Konflikt.
Was passiert mit mir, wenn ich mich in einem Konflikt befinde?
Unmittelbar mit der Existenz eines Konfliktes tritt eine Beeinträchtigung der Wahrnehmungsfähigkeit gegenüber den Akteuren auf und die jeweilige Aufmerksamkeit wird eindeutig selektiver. Eigenschaften am anderen Akteur, die als störend empfunden werden, fallen plötzlich vermehrt auf und konflikthafte Ereignisse beginnen sich zu häufen.
Ein französisches Sprichwort beschreibt es mit: „Der Bucklige sieht seinen Buckel nicht, aber den seines Gefährten.“
Diese fortführende Eskalation des Konfliktes beschreibt Friedrich Glasl in seinem neun stufigen Eskalationsmodell, bei dem die gemeinsame Zerstörung als Ultima Ratio übrig bleibt. Betrachten wir dies in einem betrieblichen Kontext, so werden dadurch sehr rasch Abteilungen, Unternehmensbereiche oder ganze Unternehmen von Konflikten bestimmt und dadurch handlungsunfähig. Dies kann sogar zu einem existenzbedrohlichen Zustand führen.
Das Gute ist, wir sind dieser Eskalation jedoch nicht willenlos ausgeliefert und so können wir als Menschen bei jeder Schwelle zur Besinnung kommen und unserem Tun ein Ende setzen.
Konflikte eskalieren nur, wenn wir das auch zulassen – wenn wir die Bewusstseinssignale an den einzelnen Schwellen überhören und uns von unserer Leidenschaft und unseren Trieben mitreisen lassen!
Wie kann eine Konfliktbehandlung gelingen?
Die Kernfrage zu Beginn einer Konfliktbehandlung ist: Habe ich einen Konflikt – oder hat mich der Konflikt? (Glasl)
Bin ich im Bewusstsein, dass ich einen Konflikt habe, so kann ich mich auch darauf einlassen und werde in der Lage sein, die Eskalationssignale auch wahrzunehmen und werde beginnen eine Konfliktbehandlung einzuleiten.
Der erste und einfachste Schritt, wenn ein Konflikt erkannt wird, ist das Kommunizieren der eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen und die Formulierung von „Ich-Botschaften“. Ist in weiterer Folge eine Gesprächsbasis gefunden, die nicht von gegenseitigen Bewertungen, Vorwürfen oder Unterstellungen getragen ist, so kann ein Konsens über gemeinsame Nicht-Ziele formuliert werden.
Wenn hingegen der Konflikt mich hat, werde ich fremdgesteuert agieren, meine Wahrnehmung ist verzerrt und es gelingt mir nicht mehr, mit dem Konflikt verbundene Gedanken und Empfindungen abzuschütteln.
Mit fortschreitender Eskalation wird eine Konfliktbehandlung auch zunehmend aufwändiger und komplexer. Ab erreichen der Stufe 4, ist in der Regel keine Selbsthilfe in der Konfliktbehandlung mehr möglich – selbst unter geschulten Experten nicht. Das Vertrauensverhältnis ist derart zerrüttet, dass einander keine gegenseitige Objektivität mehr zugetraut wird.
Allgemein empfiehlt es sich hier unbedingt der Eskalationsstufe entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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Nicht jede Differenz muss gleich zum Konflikt stilisiert werden; seien sie aber auf der Hut, damit Konflikte nicht ihr Handeln bestimmen.