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die Übergabe

Es war ein aufregender Tag für Hannes, denn es war der Tag der Abschlussfeier der Meisterschule. Für Hannes begann ein neuer Lebensabschnitt. Hinter ihm lagen 2 Jahre Meisterschule, in denen er viel gelernt hatte, was er in Zukunft alles in die Tat umsetzen wollte. Sein Kopf war voller Ideen, die er in den elterlichen Betrieb einbringen wollte.

Die Entscheidung, diese Ausbildung zu machen, ist schon vor vielen Jahren gefallen, als Hannes noch ein Kind war. Sein Vater hat eine Tischlerei mit 20 Mitarbeitern und Hannes hat schon als kleiner Bub dort mitgearbeitet. Er ist damit aufgewachsen und der Werkstoff Holz hat ihn immer begeistert. Auch die Mitarbeiter haben Hannes immer gern gehabt, weil er sich für keine Arbeit zu schade war. Es war keine Überraschung, als Hannes sich für die Tischlerlehre entschied. Für ihn war bald klar, dass er Meister werden will und dann den Betrieb übernehmen möchte. Das machte auch den Vater sehr stolz und er freute sich, dass sein Lebenswerk auch in Zukunft bestehen würde.

Als Hannes dann im Unternehmen als Meister aktiv wurde, veränderte sich aber die Situation. Hannes ging davon aus, dass der Vater sich mehr zurückziehen würde. Das passierte aber nicht. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt Mitte 50 und sah sich noch lange nicht in Pension. Hannes hatte aber Visionen und wollte diese in die Tat umsetzen. Seine Träume deckten sich aber nicht mit den Ansichten des Vaters. Beide wollten sich gegenseitig anfangs nicht wehtun, dennoch wollte keiner von seiner Meinung abrücken. Der unausgesprochene Konflikt führte aber dazu, dass sie nicht mehr dasselbe Ziel verfolgten und sich noch mehr voneinander entfernten. Es kam zu gegenseitigen persönlichen Kränkungen. Die Mitarbeiter waren verunsichert, wer nun das Sagen hatte. Das verhärtete die Fronten und es war nicht mehr möglich, wertfrei über betriebliche Dinge zu sprechen. Auch privat konnte man sich nicht verständigen, weil der Konflikt immer unterschwellig mitschwang.

Beide waren enttäuscht von der Situation.

Sein Vater verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte das passieren? Es hatte doch immer so gut funktioniert und er wollte Hannes doch immer unterstützen? Er war immer so stolz darauf, dass Hannes so viele Träume und Visionen hatte. Er wollte Hannes ja nur an seiner Lebenserfahrung teilhaben lassen … fast 60 Jahre Lebenserfahrung – und keinen interessiert es, hat er dann oft gesagt …

Er hatte sich nichts mehr gewünscht, als mit seinem Sohn gemeinsam die Firma zu leiten und an einem Strang zu ziehen.

Hannes war wütend. Er dachte, es wäre klar, dass wenn er erst mal Meister ist, er auch der Chef sein würde. Sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass er sehr stolz darauf ist, dass er die Firma übernehmen würde. Hannes fiel aus allen Wolken, als sein Vater Entscheidungen von ihm revidierte oder Ideen von ihm als Hirngespinste abtat. Irgendwann war es für Hannes klar, so geht es nicht weiter. Er fühlte sich unterdrückt und wollte endlich eigenständig sein, auch wenn es bedeuten würde, das Unternehmen verlassen zu müssen.

Die Fronten waren verhärtet und beide Seiten waren unglücklich damit. Hannes wollte das Unternehmen, das er von der Pike auf kannte, eigentlich nicht verlassen und seinem Vater brach es das Herz, dass sein einziger Sohn nicht bleiben wollte.

Da fiel Hannes ein, dass er in der Meisterschule einmal einen Vortrag von einer Firma gehört hatte, die damit Erfahrung hatten. b&mi hatten die geheißen. Damals fand er den Vortrag lächerlich und unnötig, weil ihm könnte so etwas nie passieren. Er würde diese Hilfe nie brauchen, weil er und sein Vater sich ja einig waren. An diesem Tag war es aber die einzige Idee, die er noch hatte, bevor er endgültig „Adieu“ sagen würde.

Er sah sich nochmal die Homepage an und auch die Lebensläufe der beiden Unternehmensgründer. Er fand einige Parallelen zu seiner Geschichte und war der Meinung, dass es einen Versuch wert wäre.

Er nahm seinen Mut zusammen und ging zu seinem Vater, um ihm den Vorschlag zu machen. Der hielt eigentlich nichts von Beratern, die irgendwas studiert haben, aber keine Ahnung von der Praxis haben. Hannes zeigte ihm die Homepage und sein Vater war überrascht, dass beide von b&mi aus dem Tischlereibereich kamen. „Wir sprechen deine Sprache“, stand da. Das gefiel ihm und er willigte ein.

Hannes griff zum Telefon und rief dort an. Am anderen Ende meldete sich mi und die beiden sprachen die gleiche Sprache. Hannes erzählte von seiner „Leidensgeschichte“ und mi verstand ihn. Die beiden vereinbarten einen Termin, um Details zu besprechen.

So wurde aus einem Problem ein Projekt.